Heute ist Weltblutspendetag - doch nicht jeder darf Blut spenden

Heute ist Weltblutspendetag – doch nicht jeder darf Blut spenden

Heute ist der 11. Weltblutspendetag und SR-online.de berichtet. In diesem Artikel weist das Blutspende-Bündnis Saarland auf den immer noch vorhandenen Mangel an Blutkonserven hin.

Also was tun? Man ruft dieses Jahr zum ersten Mal den Blutspendepreis aus. Teilnahmeberechtigt sind alle saarländischen Firmen, Vereine, Organisationen oder Gruppen, die originell und kreativ Aktionen zur Steigerung der Blutspendebereitschaft durchführen. Dabei müssen die Werbemaßnahmen öffentlichkeitswirksam sein und über den normalen Rahmen hinausgehen.

Gut, hätte man mich gefragt, dann würde ich ja Blutspenden mit der Firma, dem Verein oder welcher Gruppe auch immer vorziehen. Gemeinsam zum Blutspenden gehen und das alles dokumentieren und veröffentlichen, um andere zu animieren und um ein Zeichen zu setzen. Aber so einfach ist das offensichtlich nicht, denn vielleicht darf ja der ein oder andere Kollege nicht mitmachen und muss seinen Kollegen dann erklären, wieso das so ist. “Wie kann des denn vorkommen, dass jemand nicht spenden darf, der doch eigentlich gesund ist?“, wird sich der ein oder andere nun fragen. Ganz einfach: Es gibt die sogenannten “Risikogruppen” und für die heisst es nämlich “Keine Blutspende möglich!“.

Zwar heisst es im SR-Artikel:

Wer darf spenden?
Blut spenden kann jeder gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 68 Jahren. Frauen dürfen vier Mal, Männer sechs Mal im Jahr Blut spenden. Vor jeder Spende werden bei einer ärztlichen Untersuchung Blutdruck, Puls und Temperatur gemessen sowie für die Spende notwendige Gesundheitsfragen geklärt, darüber hinaus wird das Blut untersucht und bei der ersten Spende auch die Blutgruppe bestimmt.

Klingt doch alles total easy, aber denkste! Ganz so einfach ist es nicht, denn man hat mal eben vergessen, dass ganz bestimmte Gruppen kein Blut spenden dürfen und dazu zählen z.B. homosexuelle Männer. Ich bin über einen guten Artikel bei n-tv gestolpert, der das genannte Problem ausführlich erklärt und beschreibt. Natürlich muss man sich beim Lesen auch so seine Gedanken machen, denn ein Patentrezept für diese Problematik gibt es offensichtlich nicht. Aber zurück zum Thema: Wer ist jetzt eigentlich noch von der Blutspende ausgeschlossen?

Von der Blutspende ausgeschlossen sind zum Beispiel Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, Prostituierte, Drogenabhängige und die eben schon erwähnten Männer, die Sex mit Männern haben oder hatten. Aber nicht nur die sexuellen Aktivitäten spielen eine Rolle, denn es werden auch Leute ausgeschlossen, die sich zwischen 1980 und 1996 insgesamt länger als sechs Monate in Großbritannien oder Nordirland aufgehalten haben – man denke an BSE. Glaubt man Presseberichten, dann werden etwa 15 bis 25 Prozent der Anmeldungen zur Blutspende aus diesen Gründen abgelehnt.

Das Blutspendeverbot für homosexuelle Männer hat seinen Ursprung im Jahr 1993, denn damals starben mehr als 1000 Patienten an den Folgen HIV-verseuchter Blutkonserven. Aus diesem Grund gibt es nun seit 1998 das Transfusionsgesetz. „Damit stehen Schwule unter HIV-Generalverdacht“ – äußerte sich bereits 2006 Klaus Jetz, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD), in einem Focus Artikel.

Das Ganze ist diskriminierend, oder? Ich persönlich frage mich, wie viele potentielle Blutspender diesen Fragebogen, den man vor der Blutspende ausfüllen muss, ehrlich ausgefüllt haben, wenn es um das individuelle Sexualverhalten geht. Es ist natürlich wünschenswert, dass die Fragen ehrlich und vollständig beantwortet werden, aber sicher kann man sich eben nicht sein. Vielleicht gibt es sogar Menschen, die genau wegen diesen teils sehr intimen Fragen nicht zur Blutspende gehen.

Wir leben im Jahr 2014, wo die Medizin wieder etliche Schritte weiter ist als vor über 20 Jahren – auch was die Testmethoden angeht. Experten, wie z.B. der Schwulenrechtler Manfred Bruns aus dem n-tv Artikel, ist der Meinung, dass die Tests besser geworden sind und bei den wenigen Infektionen in den vergangenen Jahren hätte es sich mehrheitlich um heterosexuelle Spender gehandelt.

Es gibt Länder, die mit gutem Beispiel vorangehen, was die Abschaffung der Diskriminierung von homosexuellen Männern angeht. In Italien, Estland, Lettland, Spanien und Tschechien gibt es zum Beispiel zeitlich befristete Ausschlüsse, nach deren Ablauf die Spende wieder erlaubt ist. In Italien nimmt man sich auch Zeit für die potentiellen Blutspender und so beurteilen Ärzte die Tauglichkeit anhand von Einzelgesprächen, in denen Neu-Spender über ihr Sexualverhalten befragt werden – in Deutschland hält man dies für schwierig. Im n-tv Artikel heisst es, dass die Zahl der Spenden in Italien um 20 Prozent angestiegen ist, seit Homosexuelle zur Blutspende zugelassen sind. Die Zahl der infizierten Spender sank sogar zusätzlich noch.

Also wo ist das Problem? Ich bin der Meinung wir können was ändern und die bestehende Diskriminierung Homosexueller weiter abbauen. Und: Wer zur Blutspende zugelassen ist soll Blut spenden gehen! Denn auch wenn ich jetzt eine Menge geschrieben habe wollen wir doch den 11. Weltblutspendetag nicht vergessen 🙂

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